Was ist eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)?

Lexikon

Wenn Arbeitnehmer aufgrund von Krankheit arbeitsunfähig sind, haben Vertragsärzte die Pflicht, diese Arbeitsunfähigkeit mithilfe einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) zu bestätigen und sie auf diesem Wege von der Arbeit freizustellen. Alternativ zur Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung in Papierform gibt es seit dem 01. Oktober 2021 die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Diese kann vom Arzt auf elektronischem Wege direkt an die Krankenkasse des Patienten übermittelt werden. Seit dem 01. Januar 2022 sind Ärzte dazu verpflichtet, ihren Patienten die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung elektronisch auszustellen. Seit dem 01. Januar 2023 müssen auch Arbeitgeber die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ihres Arbeitnehmers elektronisch abrufen.

Wie funktioniert die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)?

Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) wird ebenso wie die herkömmliche AU in Papierform im Praxisverwaltungssystem erstellt. Von dort aus kann sie dann direkt nach dem Ausstellen an die Krankenkasse des jeweiligen Patienten übermittelt werden. Die Praxissoftware erhält im Gegenzug eine Zustellbestätigung der jeweiligen Krankenkasse, sodass sichergestellt werden kann, dass die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei der Krankenkasse eingegangen ist. Kommt es an dieser Stelle zu Problemen, erhält der Arzt eine Fehlermeldung, auf die er dann entsprechend reagieren kann.

Für den Fall, dass ein Arbeitgeber bisher nicht die technischen Voraussetzungen geschaffen hat, um die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen seines Arbeitnehmers elektronisch abzurufen, können Ärzte ihren Patienten auf Anfrage weiterhin Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen in Papierform ausstellen. Dies ist beispielsweise bei Schülern und Studenten erforderlich, da Schulen und Universitäten die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen bisher nicht elektronisch abrufen können. Um auch den Patienten eine schriftliche Information mitzugeben, erhalten diese von ihrem Arzt einen entsprechenden Ausdruck mit einer Angabe über den Zeitraum, in dem sie krankgeschrieben sind. Dieser Ausdruck erfordert keine Signatur des Arztes.

Vorteile der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)

Indem die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung seit dem 01. Januar 2022 bei Vertragsärzten immer auch in elektronischer Form vorliegt und ebenso elektronisch an die Krankenkassen sowie an die Arbeitgeber übermittelt wird, konnten sowohl für Ärzte und Patienten als auch für Arbeitgeber und Krankenkassen einige Vorteile geschaffen werden.

  • schnellere Übermittlung
  • immer wieder abrufbar (kein Verlust möglich)
  • Wegfall der Portokosten
  • Zeitersparnis für Patienten
  • keine Medienbrüche
  • weniger Abstimmungsaufwand
    • zwischen Patient und Arbeitgeber
    • zwischen Patient und Krankenkasse
    • zwischen Krankenkasse und Arbeitgeber

Technische Voraussetzungen für die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)

Um die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung elektronisch an die Krankenkassen zu übermitteln, müssen ein paar technische Voraussetzungen geschaffen werden.

  • Anbindung an die Telematikinfrastruktur: Da die Übermittlung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung über die Telematikinfrastruktur erfolgt, ist eine entsprechende Anbindung erforderlich.
  • KIM-Dienst: Der Kommunikationsdienst KIM ist ein Teil der Telematikinfrastruktur und steht für „Kommunikation im Medizinwesen“. Er wird benötigt, um die elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen zu übermitteln.
  • Update des Praxisverwaltungssystems: Um im Praxisverwaltungssystem die Option zu finden, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen an die Krankenkassen zu übermitteln, muss diese auf eine Version upgedated werden, in der diese Funktion verfügbar ist.
  • Elektronischer Heilberufsausweis (eHBA 2.0): Der elektronische Heilberufsausweis (eHBA) wird für die elektronische Signatur der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen mindestens in der 2. Generation benötigt.
  • Update des eHealth-Konnektors: Um die sogenannte Stapelsignatur durchführen zu können, also mehrere Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen in einem Ablauf unterzeichnen zu können, müssen Arztpraxen ihren eHealth-Konnektor mindestens auf die Produkttypversion 3 updaten.

Ersatzverfahren: Wann ist eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) nicht möglich?

Zwar ist es seit dem 01. Januar 2022 für Vertragsärzte verpflichtend, eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung auszustellen, doch gibt es für diese Verpflichtung ein paar Ausnahmen, in denen die Übermittlung bzw. der Abruf der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht möglich ist.

  • Nicht-GKV-Patienten: Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wurde bisher ausschließlich für Patienten aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) eingeführt.
  • Im Ausland krankenversicherte Patienten: Ausländische Krankenkassen sind nicht an die deutsche Telematikinfrastruktur angebunden und können die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen dementsprechend nicht elektronisch abrufen.

Bei Privatpatienten sowie auch bei im Ausland krankenversicherten Patienten kommt daher das sogenannte Ersatzverfahren zum Tragen, bei dem Ärzte je einen Ausdruck für den Patienten, für dessen Arbeitgeber sowie für die jeweilige Krankenkasse ausstellen und dem Patienten in Papierform aushändigen.

Häufige Fragen zur elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)

Eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) ist die digitale Version der klassischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Sie wird von Ärzten direkt an die Krankenkasse übermittelt und kann seit Januar 2023 auch vom Arbeitgeber elektronisch abgerufen werden.

Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bietet sowohl Patienten und Ärzten als auch Krankenkassen und Arbeitgebern nennenswerte Vorteile. So lässt sich die AU elektronisch schneller übermitteln als bisher, die Portokosten entfallen und der Abstimmungsaufwand zwischen Patienten, Arbeitgebern und Krankenkassen wird minimiert. Zudem entfällt das Verlustrisiko der bisherigen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung in Papierform.

Die eAU kann nicht ausgestellt werden, wenn der Patient privat oder im Ausland krankenversichert ist. In diesen Fällen wird das Ersatzverfahren angewendet, bei dem den Patienten die Bescheinigung – wie bisher – in dreifacher Ausführung in Papierform ausgehändigt wird.

Wie gut hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Vorheriger Beitrag
Was ist ein TI-Messenger?
Nächster Beitrag
Was ist eine elektronische Gesundheitskarte (eGK)?
Jetzt kostenlos Abrechnungsstellen vergleichen

Probieren Sie den Vergleichsrechner jetzt unverbindlich aus und lassen sich passende Tarife anzeigen.

Lupe

Disclaimer: Die auf dieser Seite dargestellten Inhalte wurden mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Allerdings können wir keine Haftung für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen übernehmen. Unsere Inhalte dienen nicht als Rechtsberatung und können diese nicht ersetzen. Bei Fragen können Sie sich gerne an uns wenden: Kontakt aufnehmen

Interessante Beiträge